Im letzten Konspekt haben wir die oberflächlichen Muskeln des Rückens besprochen. Kommen wir nun zu den tiefen Muskeln.
Wie zuvor erwähnt, sind dies die Grenzen des Rückens:
die obere Grenze verläuft durch die äußere Vorwölbung des Hinterhauptbeins und die obere Nackenlinie
die untere Grenze verläuft durch die Kreuz-Darmbein-Gelenke, die hinteren Segmente der Darmbeinkämme und das Steißbein
die seitliche Grenze ist die Linea mediana posterior
Der Rücken ist in verschiedene anatomische Regionen unterteilt:
die Wirbelsäulenregion (regio vertebralis)
die Schulterblattregion (regio scapularis)
die Unterschulterblattregion (regio infrascapularis)
die Lendenregion (regio lumbalis)
die Kreuzbeinregion (regio sacralis)
Die Muskeln des Rückens befinden sich innerhalb dieser Regionen. Folgendes gehört zu den tiefen Muskeln:
Erste Schicht
Riemenmuskel des Kopfes (m. splenius capitis)
Riemenmuskel des Kopfes
(m. splenius capitis)Ursprung: Dornfortsätze der Wirbel C7-Th3 (manchmal Th4), Nackenband
Ansatz: Seitliches Segment der oberen Nackenlinie, Warzenfortsatz des Schläfenbeins
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion streckt er den Hals und den Kopf, bei einseitiger Kontraktion dreht und neigt er den Kopf leicht ipsilateral (in seine eigene Richtung)
Innervation: Hintere Äste der Halsnerven (C2-C3)
Blutversorgung: Hinterhauptarterie, tiefe Halsarterie
Riemenmuskel des Halses (m. splenius cervicis)
Riemenmuskel des Halses
(m. splenius cervicis)Ursprung: Dornfortsätze der Wirbel Th3-Th6
Ansatz: Querfortsätze der Wirbel C1-C3
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion streckt er den Hals, bei einseitiger Kontraktion dreht und neigt er den Hals leicht ipsilateral (in seine eigene Richtung)
Innervation: Hintere Äste der Halsnerven (C3-C8)
Blutversorgung: Hinterhauptarterie, tiefe Halsarterie
Aufrichter der Wirbelsäule (m. erector spinae), welcher aus drei verschiedenen Muskeln besteht:
dem Darmbein-Rippenmuskel (m. iliocostalis)
Darmbein-Rippenmuskel
(m. iliocostalis)Ursprung:
die Pars cervicalis entspringt aus den Rippenwinkeln 3-6
die Pars thoracica entspringt an den Rippenwinkeln 7-12
die Pars lumbalis entspringt aus dem seitlichen Kreuzbeinkamm, dem medialen Ende des Darmbeinkamms und der Brust-Lenden-Faszie
Ansatz:
die Pars cervicalis setzt an den Querfortsätzen der Wirbel C4-C6 an
die Pars thoracica setzt an den Winkeln der Rippen 1-6 und am Querfortsatz des Wirbels C7 an
die Pars lumbalis setzt an den Winkeln der Rippen 5-12, den Querfortsätzen der Wirbel L1-L4 sowie an den anhaftenden Segmenten der Brust-Lenden-Faszie an
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion streckt er die Wirbelsäule, bei einseitiger Kontraktion neigt er die Wirbelsäule ipsilateral (in seine eigene Richtung) und senkt die Rippen
Innervation: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-L4)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
dem langen Rückenmuskel (m. longissimus)
Langer Rückenmuskel
(m. longissimus)Ursprung:
die Pars cranialis entspringt aus den Querfortsätzen der Wirbel C4-Th5
die Pars cervicalis entspringt aus den Querfortsätzen der Wirbel Th1-Th5
die Pars thoracica entspringt aus den Dorn- und Querfortsätzen der Wirbel L1-L5, dem seitlichen Kreuzbeinkamm, der hinteren Fläche des Kreuzbeins und den hinteren Teilen des Beckenkamms
die Pars lumbalis entspringt von der Aponeurosis lumbalis, den anteromedialen Segmenten des Darmbeins und dem hinteren Kreuzbein-Darmbein-Band
Ansatz:
die Pars cranialis setzt am Warzenfortsatz des Schläfenbeins an
die Pars cervicalis setzt an den Querfortsätzen der Wirbel C2-C6 an
die Pars thoracica setzt an den Querfortsätzen der Wirbel T1-Th12 und an den Rippenwinkeln 7-12 an.
die Pars lumbalis setzt an den Neben- und Querfortsätzen der Wirbel L1-L5 an
Funktion: Bei beidseitiger Kontraktion streckt er die Wirbelsäule, bei einseitiger Kontraktion neigt er die Wirbelsäule ipsilateral (in seine eigene Richtung).
Zusätzliche Funktion der Pars cranialis: Bei beidseitiger Kontraktion streckt sie den Hals und den Kopf, bei einseitiger Kontraktion dreht und neigt sie den Kopf leicht ipsilateral (in die eigene Richtung)
Innervation: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-L4)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
dem Dornmuskel (m. spinalis)
Dornmuskel
(m. spinalis)Ursprung:
die Pars cervicalis entspringt aus den Dornfortsätzen der Wirbel C7-Th1 und dem Nackenband
die Pars thoracica entspringt aus den Dornfortsätzen der Wirbel Th11-L2
Ansatz:
die Pars cervicalis setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel C2-C4 an
die Pars thoracica setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel Th2-Th8 an
Funktion: bei bilateraler Kontraktion streckt er die Hals- und Brustwirbelsäule; bei unilateraler Kontraktion dreht er die Hals- und Brustwirbelsäule ipsilateral (in seine eigene Richtung)
Innervation: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-L4)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien
Zweite Schicht
Querfortsatz-Dornfortsatz-Muskel (m. transversospinalis), welcher aus drei verschiedenen Muskeln besteht:
dem Halbdornmuskel (m. semispinalis)
Halbdornmuskel
(m. semispinalis)Ursprung:
die Pars cranialis entspringt aus den Gelenkfortsätzen der Wirbel C4-C7 und den Querfortsätzen der Wirbel Th1-Th6
die Pars cervicalis entspringt aus den Querfortsätzen der Wirbel Th1-Th6
die Pars thoracica entspringt aus den Querfortsätzen der Wirbel Th6-Th10
Ansatz:
die Pars cranialis setzt zwischen der oberen und unteren Nackenlinie des Hinterhauptbeins an
die Pars cervicalis setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel C2-C5 an
die Pars thoracica setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel C6-Th4 an.
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion streckt er den Kopf, die Hals- und die Brustwirbelsäule; bei einseitiger Kontraktion neigt er den Kopf, die Hals- und die Brustwirbelsäule ipsilateral (in seine eigene Richtung) und dreht den Kopf, die Hals- und die Brustwirbelsäule kontralateral (in die entgegengesetzte Richtung)
Innervation:
Pars cranialis: absteigende Äste des großen Hinterhauptnervs (C2) und des Spinalnervs C3.
Pars cervicalis und Pars thoracica: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-Th12)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien
den Musculi multifidi (mm. multifidi)
Musculi multifidi
(mm. multifidi)Ursprung:
die Pars cervicalis entspringt aus den oberen Gelenkfortsätzen der Wirbel C4-C7
die Pars thoracica entspringt aus den Querfortsätzen der Brustwirbelsäule
die Pars lumbalis entspringt aus den Warzenfortsätzen der Lendenwirbel, der hinteren Fläche des Kreuzbeins, dem hinteren oberen Darmbeinstachel und dem hinteren Kreuzbein-Darmbein-Band
Ansatz: Dornfortsätze der übergeordneten Wirbel (2-5 Wirbel höher)
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion strecken sie die Wirbelsäule, bei einseitiger Kontraktion neigen sie die Wirbelsäule ipsilateral (in ihre eigene Richtung) und drehen die Wirbelsäule kontralateral (in die entgegengesetzte Richtung)
Innervation: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-S1)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
den Musculi rotatores (mm. rotatores)
Musculi rotatores
(mm. rotatores)Ursprung:
die kurzen Muskeln entspringen an den Querfortsätzen der Wirbel Th2-Th12
die langen Muskeln entstehen an den Querfortsätzen der Brustwirbel
Ansatz:
die kurzen Muskeln setzen an den Basen der Dornfortsätze der übereinanderliegenden Wirbel an (1 Wirbel höher)
die langen Muskeln setzen an den Basen der Dornfortsätze der übereinander liegenden Wirbel an (2 Wirbel höher)
Funktion: bei beidseitiger Kontraktion strecken sie die Brustwirbelsäule; bei einseitiger Kontraktion drehen sie die Brustwirbelsäule in die entgegengesetzte Richtung
Innervation: Hintere Äste der Brustnerven
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
Dritte Schicht
Zwischendornmuskeln (mm. interspinales)
Zwischendornmuskeln
(mm. interspinales)Ursprung:
die Pars cervicalis entspringt aus den Dornfortsätzen der Wirbel C2-C7
die Pars thoracica entspringt aus den Dornfortsätzen der Wirbel Th2, Th11 und Th12
die Pars lumbalis entspringt aus den Dornfortsätzen der Wirbel L2-L5
Ansatz: in die überstehenden Wirbel:
die Pars cervicalis setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel C1-C6 an
die Pars thoracica setzt in die Dornfortsätze der Wirbel Th1, Th10, Th11 ein
die Pars lumbalis setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel L1-L4 an
Funktion: erstrecken die Wirbelsäule (die in der Brustregion nur schwach ausgeprägt ist, daher vor allem im Verhältnis zur Hals- und Lendenwirbelsäule)
Innervation: Hintere Äste der Spinalnerven (C3-L5)
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
Zwischenquermuskeln (mm. intertransversarii)
(mm. intertransversarii)
Ursprung:
die vorderen Muskelfaserbündel des Halses entspringen aus den vorderen Höckern der Querfortsätze der Wirbel C2-Th1
die hinteren Muskelfaserbündel des Halses entspringen an den hinteren Höckern der Querfortsätze der Wirbel C2-Th1
die inneren Lendenmuskelfaserbündel entspringen aus den Nebenfortsätzen der Wirbel L1-L4
die seitlichen Lendenmuskelfaserbündel entspringen aus den Querfortsätzen (und teilweise den Nebenfortsätzen) der Wirbel L1-L4
Ansatz:
die vorderen Muskelfaserbündel des Halses setzen an den vorderen Höckern der Querfortsätze der übereinander liegenden Wirbel an
die hinteren Muskelfaserbündel des Halses setzen an den hinteren Höckern der Querfortsätze der übereinander liegenden Wirbel an
die inneren Lendenmuskelfaserbündel setzen an den Nebenfortsätzen der übereinander liegenden Wirbel an
die seitlichen Lendenmuskelfaserbündel setzen an den Querfortsätzen (und teilweise an den Nebenfortsätzen) der übereinander liegenden Wirbel an
Funktion: neigen die Wirbelsäule in ihre Richtung (was in der Brustwirbelsäule nur schwach ausgeprägt ist, also vorwiegend im Verhältnis zur Hals- und Lendenwirbelsäule)
Innervation:
Halsmuskeln: vordere und hintere Äste der Halsnerven
Lendenmuskeln: vordere Äste der Lendennerven
Blutversorgung: Tiefe Halsarterie, hintere Zwischenrippenarterien, Lendenarterien
Einige Quellen führen hier auch die Rippenheber (mm. levatores costarum) auf.
(mm. levatores costarum)
Ursprung: Querfortsätze der Wirbel C7-Th11
Ansatz: obere Ränder der darunterliegenden Rippen
Funktion: heben die Rippen an, rotieren die Brustwirbelsäule
Innervation: Zwischenrippennerven (C3, Th1, Th2, Th6-Th10)
Blutversorgung: Hintere Zwischenrippenarterien
Außerdem gibt es noch die Muskeln der dorsalen Region des Halses – die sogenannten kurzen Nackenmuskeln, die im entsprechenden Konspekt aufgeführt sind.
Tiefe Rückenmuskeln
- Riemenmuskel des Kopfes
- m. splenius capitis
- Riemenmuskel des Halses
- m. splenius cervicis
- Aufrichter der Wirbelsäule
- m. erector spinae
- Darmbein-Rippenmuskel
- m. iliocostalis
- Langer Rückenmuskel
- m. longissimus
- Dornmuskel
- m. spinalis
- Querfortsatz-Dornfortsatz-Muskel
- m. transversospinalis
- Halbdornmuskel
- m. semispinalis
- Musculi multifidi
- mm. multifidi
- Musculi rotatores
- mm. rotatores
- Zwischendornmuskeln
- mm. interspinales
- Zwischenquermuskeln
- mm. intertransversarii
- Rippenheber
- mm. levatores costarum